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Expertenrunde diskutierte „Zukunft des Pensionssystems“

(kunid) „Mehr Ausgewogenheit“ im Mehr-Säulen-System – diese und weitere Optionen für die laufende Reform des Pensionssystems kamen bei einer Expertenrunde im Bundesrat zur Sprache.

Die „Zukunft des Pensionssystems“ war aktuell ein Thema eines Expertenforums im Bundesrat.

Thomas Url, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), bezeichnete das österreichische Pensionssystem zwar als „extrem leistungsfähig“. Es habe aber auch seine Grenzen, die „von Budgetkrise zu Budgetkrise stärker“ zu spüren seien. Es sei also sinnvoll, Reformen durchzuführen, „weil sie Vertrauen schaffen“.

Url ging auf den Anstieg der Lebenserwartung ein. Er sieht im Antrittsalter eine Schraube, an der zu drehen die Leistungsfähigkeit des Systems intakt halten könnte. Man sollte „dringend daran denken“, so Url, das gesetzliche Pensionsantrittsalter zu erhöhen. Dringend deshalb, weil dafür eine lange Übergangsperiode nötig sei.

Nicht als Kürzung, sondern als zeitliche Verteilung betrachten

Url plädiert dafür, Reformen nicht als Leistungskürzung zu betrachten, „sondern als eine gleichmäßigere Verteilung des Pensionseinkommens über mehrere Jahre“, da ja Anzahl der Bezugsjahre steige.

Für einen längeren Pensionsbezug sei schließlich mehr Pensionsgeld nötig. Dieses könne durch mehr Beitragszahlungen oder höhere Staatszuschüsse generiert werden – was beides niemand wolle – oder eben durch einen Ausgleich der Leistung über die längere Bezugszeit. Letzteres betrachtet er als Ziel einer „vernünftigen Pensionsreform“.

Am Wirtschaftswachstum des Auslands partizipieren

Url sprach unter anderem auch die Option einer systemischen Reform an. Langfristig werde ein „relativ niedriges Produktivitätswachstum“ erwartet. Das heiße, dass die Aufwertungsfaktoren klein sein werden.

„Das können wir eigentlich nur erhöhen, indem wir am rascheren Wirtschaftswachstum im Ausland partizipieren.“ Das würde eine Systemreform in dem Sinn bedeuten, „dass wir Kapital im Ausland investieren“. Norwegen, Schweden oder die Niederlande „machen uns das vor“.

Köppl-Turyna: besser später in Pension als höhere Beiträge oder Kürzungen

Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Instituts Ecoaustria, erwähnte, in Studien zeige sich unter anderem, dass eine Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters „grundsätzlich eins zu eins“ zu einer Erhöhung der Beschäftigung führe und längeres Arbeiten auch gesundheitsfördernd sein könne.

Das Vorhaben der Bundesregierung bezüglich der Verschärfung der Korridorpension bezeichnete sie als „relativ unambitioniert“, da es an der Nachhaltigkeit des Systems nicht viel ändere. Den geplanten Nachhaltigkeitsmechanismus erachtet sie als eine „Verantwortungsverschiebung“.

Aus ihrer Sicht gibt es im Zusammenhang mit dem Nachhaltigkeitsmechanismus drei Möglichkeiten, von denen sie aber zwei – Beitragserhöhungen und Pensionskürzungen – nicht für empfehlenswert hält. Denn diese würden den Faktor Arbeit und den Konsum belasten, möglicherweise auch die Altersarmut erhöhen. Die dritte Möglichkeit, die „am besten funktioniert“, sei ein höheres Antrittsalter.

Mehr-Säulen-System mit mehr Ausgewogenheit und Automatismus

Die „erfolgreichen“ Länder hätten einen ausgewogeneren Drei-Säulen-Mix sowie einen Automatismus, der die steigende Lebenserwartung einbezieht. Köppl-Turyna ging dabei konkreter auf Modelle anderer Länder ein.

In Dänemark etwa sei die Pension ungefähr so hoch wie in Österreich – aber mit signifikant geringerer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und zwischen Personen mit unterschiedlichen Einkommen.

Auch in Österreich müsste daher darüber nachgedacht werden, mehr Balance ins System zu bringen, durch eine umlagefinanzierte und kapitalgedeckte erste Säule sowie eine betriebliche und private Säule.

Als tatsächlich problematisch wertete sie die private Pensionsvorsorge in Österreich: Durch starke Regulierung würden zweite und dritte Säule „nicht sonderlich gut performen“. Auch hier empfahl Köppl-Turyna einen Blick in andere Länder mit anderer Regulierung.

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