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Bargeld ist immer noch näher am Herzen der Österreicher

(kunid) Succus der aktuellen marketmind-Untersuchung zur Motivlage Bargeld 2023: 30 % der repräsentativ Befragten befinden sich aktuell in finanziell schwierigen Lebensumständen (8 % davon kommen nur schwer über die Runden). Bargeld ist hier folglich „naheliegend“.

Studienleiterin Karin Graf von marketmind erklärt zur gerade erschienen Untersuchung: 44 % der Befragten zahlen lieber bar, um Gebühren zu vermeiden. Niedrigverdiener (geringe Bildung, rural, geringes Sparvolumen) sind somit häufiger auf Bargeld angewiesen, weil dieses das günstige Zahlungsmittel ist.

„Bargeld ist die einzige Bezahlform, bei der es rein nur um das Bezahlen an sich geht“, erklärte dazu Matthias Schroth (Director Cash Management Oesterreichische Nationalbank), „alle anderen Formen sind Geschäftsmodelle.“

Bargeld stützt die Wirtschaft

Bargeld stützt in der Anschauung vieler die heimische Wirtschaft: Zwei Drittel der Befragten gaben ihrer Meinung Ausdruck, dass die Kosten durch die bargeldlose Zahlung zu Lasten der Anbieter gehen, die diese naturgemäß weitestgehend an die Endkunden weiterzureichen suchen.

Überraschend hingegen: 41 % der heimischen Kinder bekommen laut Studie kein Taschengeld von ihren Eltern, gleichzeitig waren aber drei Viertel der Meinung, dass Kinder den Umgang mit Geld zuallererst und bestmöglich mit Bargeld erlernen. Denn tatsächlich erleichtert Bargeld die Budgetkontrolle: 2 von 3 Österreichern kaufen mit Bargeld bewusster ein und Bargeld hilft somit auch Erwachsenen, „ein besseres Gefühl für Geld zu bekommen“.

Gerhard Starsich, Generaldirektor der Münze Österreich AG, wies auf den Umstand hin, dass jeder Vierte unter 30 Jahren bereits die Schuldnerberatung brauche, Tendenz steigend. Gilt doch die bargeldlose Zahlung schließlich als Schuldenfalle – wer sich um seine Verschuldung Sorgen macht, nützt ergo lieber Bargeld.

Annahmeverpflichtung soll in den Verfassungsrang

Schroths zentraler Satz: „Wer Bargeld will, soll auch Bargeld bekommen.“ Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich die Regierung dem Thema Annahmeverpflichtung annimmt, immerhin haben jüngst mehr als 500.000 Menschen das Volksbegehren „Für uneingeschränkte Bargeldzahlung“ unterschrieben.

Der Cash Manager unterstrich: „Bargeld ist aus europarechtlicher wie auch aus nationaler Sicht zwar das einzige gesetzliche Zahlungsmittel; eine klare, allgemein anerkannte und jederzeit durchsetzbare Annahmeverpflichtung besteht jedoch nicht.“

Genau Letzteres fordern aber die Unterzeichner des Volksbegehrens: Die Möglichkeit zur Bargeldzahlung solle hierzulande verfassungsgesetzlich verankert werden. Es passt ins Bild: Seit 2021 ist die Anzahl der Bankomaten in Österreich rückläufig, wir sprechen hier von „ein paar hundert Geräten weniger“.

Der „gläserne Bürger“

Die Angst, beim Bezahlen Daten preiszugeben, stellt ein weiteres Motiv zur Bargeldnutzung dar: Durch die Bargeld-Bezahlung können sensible Daten geschützt werden. Knapp die Hälfte der von marketmind Befragten gibt nur ungern personenbezogene Daten bekannt und zahlt daher lieber mit Bargeld.

Kurzum: Herr und Frau Österreicher werden ihre Börse auch weiterhin nahe am Herzen tragen.

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