(kunid) Mit einem Plus von 37 % war der Anstieg der Anträge bei Versicherungen der zweitstärkste aller Branchen.
Die Verbraucherschlichtung Austria, eine von acht staatlich anerkannten Verbraucherschlichtungsstellen in Österreich, hat ihren Jahresbericht für 2024 vorgelegt.
Träger der Schlichtungsstelle ist der gemeinnützige Verein „Schlichtung für Verbrauchergeschäfte“, dessen Mitglieder die Bundesarbeitskammer, die Finanzmarktaufsicht, die Länder Burgenland und Oberösterreich sowie der Vereinsobmann Hermann Germ sind.
Starker Anstieg der Antragszahlen
Die Zahl der Schlichtungsanträge ist 2024 auf 2.002 weiter gestiegen. Das Plus von 10 % gegenüber dem Jahr davor belegt die zunehmende Relevanz außergerichtlicher Konfliktlösung im Konsumentenbereich. Abgeschlossen wurden 2.039 Fälle.
Trotz der zunehmenden Fallzahlen bleibt die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen aber erfreulich hoch, so die Verbraucherschlichtung Austria. In 81 % der Fälle haben sich Unternehmen aktiv am Schlichtungsverfahren beteiligt. Die Einigungsquote lag bei 62 %.
Versicherungen: deutlich mehr Anträge
2024 ist der Versicherungssektor mit 25 Anträgen hinter dem Handwerk der Bereich mit den prozentuell zweithöchsten Steigerungen gewesen. 2023 und 2022 waren es noch jeweils 164 Anträge, 2021 nur 119.
Vorwiegend ist es um Fragen zur Leistungspflicht des Versicherungsunternehmens und um Streitigkeiten betreffend Vertragskündigungen gegangen. Schwerpunkte der Anträge waren die Bereiche Rechtsschutz-, Haushalts-, Kfz- und Lebensversicherung.
Die Einigungsquote ist eine der besten aller behandelten Sektoren: Nimmt ein Versicherer am Schlichtungsverfahren teil, so komme es in mehr als 82 % der Fälle zu einer Einigung.
Typische Probleme
Gründe für den Anstieg sieht die Verbraucherschlichtung Austria unter anderem in den weiterhin hohen Lebenshaltungskosten; Konsumenten brauchen häufig Unterstützung bei der Auflösung von Vertragsverhältnissen.
Weiters haben sich Konsumenten mit Anfragen beispielsweise zur Dauer der Gewährleistungspflicht, zum Rücktrittsrecht bei online abgeschlossenen Verträgen oder einer generellen Widerrufsmöglichkeit bei stationär geschlossenen Verträgen an die Schlichtungsstelle gewandt.
Meist hat man bei solchen Anfragen das bestehende Problem schon durch eine Auskunft lösen können, wodurch der Konflikt auch für das jeweilige Unternehmen gelöst war oder gar nicht erst entstand.
Starkes Plus bei höheren Streitwerten
Kleine Streitwerte sind der Regelfall. In 73 % der Fälle lag der Streitwert bei maximal 1.000 Euro, nur in 48 Fällen ist der Streitwert bei mehr als 10.000 Euro gelegen.
Auffällig ist, dass es im Bereich von mehr als 1.000 Euro zu einem starken Anstieg der Fälle kam; dies ist vor allem auf Anträge im Bereich der Versicherungen und der Heizkostenabrechnungen zurückzuführen, wo es meist um höhere Streitwerte ging.
Ergebnisse werden meist eingehalten
In jenen Fällen, in denen eine Einigung erzielt wurde, haben 78 % der Konsumenten erklärt, dass diese anschließend auch eingehalten wurde.
Nach Abschluss des Schlichtungsverfahrens haben 227 Konsumenten und 15 Unternehmen die Qualität des Schlichtungsverfahrens bewertet. Die weitaus überwiegende Zahl hat die Einrichtung dabei als serviceorientiert, schnell, unabhängig, kompetent, freundlich und fair angesehen.
92 % der Konsumenten und 87 % jener Unternehmen, die sich an Verfahren beteiligt haben, würden dies erneut tun, heißt es im Jahresbericht.