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Deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten

(kunid) Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist in Österreich im dritten Quartal 2022 stark gesunken. Die steigenden Zinsen – bei anhaltend hohen Immobilienpreisen – und die Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung sind die Hauptgründe dafür.

Im Gegensatz dazu blieb die Nachfrage nach Unternehmenskrediten expansiv. Des Weiteren haben die Banken im dritten Quartal 2022 vermehrt Kreditanträge privater Haushalte zur Wohnbaufinanzierung und Kreditanträge von kleinen und mittleren Unternehmen abgelehnt.

Das zeigt die aktuelle Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft.

Wohnbaukredite: Nachfrage sinkt deutlich, Banken verschärfen Angebotspolitik

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2022 stark gesunken, und auch für das vierte Quartal 2022 erwarten die befragten Banken einen weiteren, starken Rückgang der Nachfrage. Das stellt einen Bruch einer langjährigen, expansiven Entwicklung dar.

Als Hauptgründe für den Rückgang wurden die steigenden Zinsen – bei anhaltend hohen Immobilienpreisen – und die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung genannt. Kredite werden teurer und weniger leistbar, insbesondere im derzeit schwierigen Umfeld mit hoher Inflation und der erwarteten Konjunkturabkühlung.

Die Banken haben ihre Richtlinien für Wohnbaukredite im dritten Quartal 2022 deutlich verschärft. Als Gründe führten sie die Risikosituation an sowie die im August 2022 in Kraft getretene „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ (KIM-V), die nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien festschreibt.

Gleichzeitig mit dem starken Rückgang der Nachfrage nach Wohnbaukrediten haben die Banken im dritten Quartal 2022 auch vermehrt Kreditanträge zur Wohnbaufinanzierung abgelehnt, was vor dem Hintergrund der verschärften Angebotspolitik und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds zu sehen ist.

Unternehmenskredite: Nachfrage steigt weiter, Angebotspolitik erneut verschärft

Im Gegensatz zum Geschäft mit Wohnbaukrediten ist die Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen weiter sehr expansiv. Damit setzt sich der Trend der letzten eineinhalb Jahre fort. Im dritten Quartal 2022 zeigte sich diese Entwicklung erneut vor allem bei kurzfristigen Krediten und bei Krediten an große Unternehmen. Die Kreditnachfrage von kleinen und mittleren Unternehmen und jene nach langfristigen Krediten ist hingegen kaum noch gewachsen. Die Banken erwarten, dass diese Entwicklungen auch im vierten Quartal 2022 weitgehend anhalten.

Seit dem vierten Quartal 2021 ist der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel der dominierende Grund für den Anstieg der Nachfrage insbesondere nach kurzfristigen Krediten. Der langfristige Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen ist in den letzten drei Quartalen hingegen viel schwächer und mit abnehmender Intensität gestiegen.

Diese Entwicklungen sind eine Folge des Kriegs in der Ukraine und der weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen (Lieferkettenprobleme, Preisauftrieb insbesondere bei Energie und Rohstoffen, Konjunkturabkühlung). Die Lieferkettenprobleme gehen zwar langsam zurück, veranlassen Unternehmen aber weiterhin, vorsorglich ihre Lagerbestände aufzubauen; umfassende Preissteigerungen erhöhen generell den Liquiditätsbedarf der Unternehmen. Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung bzw. der beginnende Abschwung wirken hingegen dämpfend auf die Nachfrage nach langfristigen Investitionskrediten.

Bankinterne Richtlinien

Die bankinternen Richtlinien für Unternehmenskredite wurden im dritten Quartal 2022 erneut restriktiver, nachdem sie bereits im zweiten Quartal 2022 etwas verschärft wurden. Für das vierte Quartal 2022 werden abermals strengere Richtlinien erwartet. Als Hauptgrund für die Verschärfungen in den letzten beiden Quartalen nannten die befragten Banken eine ungünstigere Risikoeinschätzung (Wirtschaftslage, Lage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen).

Auch die Margen für Unternehmenskredite wurden im zweiten und dritten Quartal 2022 erhöht. Wesentliche Gründe dafür waren die Refinanzierungsbedingungen der Banken und ihre Risikoeinschätzung. Im zweiten und besonders im dritten Quartal 2022 haben die Banken vermehrt Kreditanträge von kleinen und mittleren Unternehmen abgelehnt, was – ähnlich wie im Geschäft mit Wohnbaukrediten – der verschärften Angebotspolitik und dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zuzuschreiben ist.

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